Südtiroler Gemeindearzt : "Unsere Grippewelle war eine Coronawelle"
In dem Dorf St. Ulrich in Südtirol haben die Hälfte der Getesteten Antikörper gegen das Coronavirus im Blut. Sie waren somit bereits infiziert, und sind nun immun. Die Getesteten zeigten sich über das Ergebnis überrascht, viele hatten keinerlei Symptome gehabt. Die Sterblichkeit war in diesem Winter nicht höher als in den vergangenen Jahren. Das Adler Balance Gesundheitszentrum organisierte Antikörpertests zunächst nur für seine Mitarbeiter, wegen des enormen Interesses der Bevölkerung wurden die Tests dann allgemein der Bevölkerung für einen Selbstkostenpreis von 30.-Euro angeboten. Bei den bisher Getesteten 456 wiesen 48,9 Prozent Antikörper auf, berichtete die Südtiroler Tageszeitung “Dolomiten” am Samstag. Das entspricht fast dem 50-Fachen der Zahlen in den offiziellen Statistiken des Südtiroler Sanitätsbetriebs – offiziell gab es in St. Ulrich nämlich nur 53 Infizierte. Fast ein Drittel der Getesteten habe angegeben, keinerlei Symptome gehabt zu haben. Einige der Getesteten seien sogar über das eigene Testergebnis verwundert gewesen und über die Tatsache, bereits mit der Krankheit in Kontakt gekommen zu sein, erklärte Klaus Sanoner, Inhaber des Gesundheitszentrums.“Für mich ist das nicht so überraschend, denn in Gröden sind die Infektionen bereits ausgebrochen, als in Terlan der erste Covid-19-Infizierte festgestellt wurde. Unsere Grippewelle war eine Coronawelle”, sagte Simon Kostner, Gemeindearzt in St. Ulrich, der gemeinsam mit weiteren Ärzten die Tests durchführte. Jeder Gemeindebürger könne sich selbst für einen Test anmelden, wer dran kommt entscheide dann das Zufallsprinzip. Die Tests werden zum Selbstkostenpreis von 30 Euro durchgeführt. Man schaffe rund 100 Tests pro Tag, hieß es.In Österreich hatte das SORA-Institut Anfang April eine repräsentative Stichprobenuntersuchung mit den herkömmlichen PCR-Tests durchgeführt, mit dem Ergebnis von nur 0,33 Prozent Corona-Antikörperträger. Flächendeckend durchgeführte PCR-Tests in den Tiroler Corona-Hotspots Ischgl und St. Anton ergaben jedoch, dass dort bereits mehr als fünf Prozent der Bevölkerung mit dem Virus Kontakt gehabt hatten.
Der Südtiroler Immunologe Bernd Gänsbacher hat die Testergebnisse der Antikörpertests in St. Ulrich angezweifelt. Der verwendete Test von ScreenItalia habe einige Mängel, sagte Gänsbacher, man könne nicht ausschließen, ob es sich um eine Immunität gegen normale Erkältungs-Coronaviren handle. Gemeindearzt Kostner hingegen hat keine Zweifel an der Verläßlichkeit der Tests: „Unser Schnelltest ist ein Test, der aus Wuhan kommt, und der eine erklärte Spezifität von 100 Prozent hat.“ Wenn mittels Test Antikörper nachgewiesen werden, heißt das, dass der Betreffende zu 100 Prozent mit dem Covid-19-Virus infiziert war und mit keinem anderen der Coronaviren-Familie, führte Kostner weiter aus. „Es gibt keine Falsch-Positiven“, so der Mediziner.
Im vergangenen Winter waren durch die Grippewelle 28 Menschen verstorben, die Sterblichkeit war damit wie im Jahr zuvor.
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